Die Akademie

Im Mai 2023 hat die RehaZentrum Bremen GmbH die Akademie für Manuelle Medizin nach Cyriax, als neue Abteilung gegründet. Die Akademie bietet ärztliche Weiterbildungskurse in Manueller Medizin an. Die Kurse basieren auf den manualmedizinischen Diagnostik- und Behandlungstechniken von J. H. Cyriax.

Die Akademie für Manuelle Medizin nach Cyriax ist anerkannter Weiterbildungsträger für Ärzte zur Zusatzbezeichnung Manuelle Medizin, akkreditiert durch die zuständige Ärztekammer Bremen. Zudem sind die Weiterbildungskurse der Akademie von der Bremer Senatorin für Gesundheit, der zuständigen Landesbehörde, als Bildungseinrichtung anerkannt.

Dr. med. Götz Dimanski

Wie Vertrauen entstehen kann

Als junger Sportmediziner hat es mich sehr genervt, dass die Sportler dem Physiotherapeuten bei der Frage nach der Ursache ihrer Beschwerden mehr Vertrauen entgegenbrachten als mir, dem studierten(!) Arzt. Schließlich hatte ich doch das Röntgenbild in der Hand! Glücklicherweise habe ich nicht sehr lange gebraucht, zu verstehen, worin der Grund für dieses Dilemma bestand: Die Physiotherapeuten hatten immer beide Hände am Patienten.

Dadurch entsteht nicht nur ein Wohlgefühl beim Patienten, sondern auch ein tiefes Vertrauensverhältnis. Mir dieses auch als Arzt zu erarbeiten, hatte ich mir von Stund an zum Ziel gesetzt. Die Ausbildung zum Manualtherapeuten (neben meiner Facharztausbildung) war dafür das entscheidende Instrument.

Verklemmt in steifer Runde

Man stelle sich folgende Situation vor: Eine relativ steife Gesellschaft in seriöser Umgebung aus Anlass einer offiziellen Feierstunde. Unter den Anwesenden auch ein junger Arzt, der einzige der Gesellschaft. Auch anwesend jemand, bis zu einem Augenblick relativ unauffällig, dann jedoch mit eindrucksvollem Schrei auf sich aufmerksam machend: „Mein Knie ist in diesem Augenblick komplett eingeklemmt, es lässt sich nicht einen cm mehr strecken!“ Erschreckte Blicke ringsumher. Der Arzt geht, den mit schmerzverzerrtem Gesicht Hinkenden unterstützend, mit diesem aus dem Raum.

Wer möchte nicht die bewundernden Blicke voller Anerkennung erleben, die dem Arzt bei Rückkehr in die Gesellschaft gelten, weil der soeben hinaus Begleitete freudestrahlend forschen Schritts in die Runde zurückkehrt. Der eingeklemmte Meniskus war mit beherztem Griff reponiert und das Knie in seiner Funktionsfähigkeit augenblicklich wiederhergestellt worden. Manuelle Medizin! Schmerzfreiheit einerseits und prompte Anerkennung andererseits.

Der Kompass im Dschungel der Beschwerden und Befunde

Nach Jahren der Tätigkeit hat man sich als Arzt seinen Ruf aufgebaut. Wer möchte von seinen Patienten nicht solche Sätze hören: „Herr Doktor, Sie sind meine letzte Rettung! 2½ Jahre plage ich mich jetzt mit diesen furchtbaren Schmerzen. Ich kann keine Nacht mehr schlafen. Ich habe meinen Hausarzt konsultiert, meinen Orthopäden, war beim Kardiologen, Gastroenterologen und Urologen. Auch beim Nervenarzt bin ich gewesen. Es sind alle Arten von Bildern gemacht, Röntgenbilder, Computertomografien, Ultraschallaufnahmen, Kernspintomografien vom Bauch und von der Wirbelsäule. Niemand kann sich erklären, wo meine Schmerzen herkommen. Zuletzt ist mir eine Psychotherapie angeraten worden.“

Wer seinen eigenen Sinnen mehr traut, als seelenlosen Geräten, wer mutig genug ist, seine Patienten nicht im Stich zu lassen und bereit ist, Biomechanik und funktionelle Anatomie zu lernen und anzuwenden, wird zunehmend in der Lage sein, auch die schwierigsten Fälle erfolgreich zu lösen.

Hochspannung im Spitzensport

Diagnostische Sicherheit beweist sich bei Abwesenheit von diagnostischer Technik, besonders unter Zeitdruck. Situation: Erstmals als junger Sportmediziner in Vertretung des Mannschaftsarztes bei einem Auswärtsspiel im Europapokal. Der Abend vor dem Spiel. Der Star-Stürmer wendet sich an den Arzt mit den Worten: „Doc, ich kann morgen nicht spielen. Ich habe solche Schmerzen im Fuß, ich kann nicht einen Schritt mehr gehen!“

Alternative 1: Der Arzt meldet dem Trainer den Sportler als verletzt. Kein Risiko, aber auch kein Nachweis einer irgendwie gearteten ärztlichen Daseinsberechtigung. Alternative 2: Volles Risiko, Meldung an den Trainer, dass der Spieler verletzt wäre, es aber schon irgendwie gehen werde. Nicht auszudenken, was bei schmerzbedingter Auswechselung nach 10 Minuten passiert. Einen zweiten Einsatz als betreuender Arzt würde es wohl nicht geben. Alternative 3: Gründliche manuelle Diagnostik mit sicherer Diagnose und sicherer Prognose, da die Therapie sitzt. Information an den Trainer über die Verletzung und Vermittlung der Gewissheit, dass der Sportler voll belastbar ist und kein gesundheitliches Risiko besteht.

Ich war damals bereits ausgebildeter Manualtherapeut und hatte auch insbesondere die Diagnostik des Systems von Cyriax erlernt. Ich entschied mich für die Alternative 3. Der Spieler spielte von Anfang an und unverletzt über die gesamte Zeit. Der Trainer übrigens hieß damals Otto Rehagel.

Das Bild der Struktur, die Hand der Funktion

Was meinen Arbeitsalltag bestimmt, ist die Diagnostik bei Patienten, die bereits eine Odyssee hinter sich haben. Das fordert meinen Ehrgeiz ungemein heraus. Jeden Tag aufs Neue. Das ist meine Motivation, immer weiter am Ball zu bleiben. Ich habe gelernt, dass Medizintechnik zwar enorm wichtig sein kann, jedoch falsch verstanden wird, wenn man die Hoffnung hegt, dass sie in jedem Fall und ausschließlich die Antworten auf diagnostische Fragen gibt. Insbesondere in den Fällen, in denen keine pathologischen Befunde abgebildet werden, in den Fällen, in denen die pathologischen Befunde auf der linken Seite abgebildet sind, die Schmerzen jedoch rechts sind und insbesondere auch in den Fällen, in denen die Vielzahl der Abweichungen so irritierend hoch ist, dass es auf Basis der Bilder nicht möglich ist, zu entscheiden, ob die Ursache nun im Rücken, in der Hüfte oder im Oberschenkel liegt.

Die sichere differenzierende Diagnostik ist aus meiner Sicht eine urärztliche Aufgabe, die der geschärften ärztlichen Sinne bedarf und vor allem der Hände des Arztes, mit denen er den Patienten gründlich untersucht. Eine solche Untersuchung ist immer die Anwendung der Erkenntnisse der funktionellen Anatomie. Gerade aber gestörte Funktionen lassen sich, im Gegensatz zu gestörten Strukturen, in Bildern eben überhaupt nicht darstellen. Nur, wer als Arzt die funktionelle Diagnostik beherrscht, beherrscht die Basis seines Berufes. Das ist das Wesen der Manuellen Medizin.

You are using an outdated browser. The website may not be displayed correctly. Close